Weihnachtsbotschaft 2004

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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Quelle: Diözesanblatt des Österreichischen Militärordinariats, Jg. 2004, Wien, 10. Dezember 2004, 1. Folge

2004-12-00
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Weihnachtsbotschaft 2004

Liebe Angehörige der Militärdiözese!

Im kommenden Jahr 2005 feiern wir Österreicher bedeutende Jubiläen: 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Die Kirche hatte wesentlichen Anteil daran, dass Österreich als freies und ungeteiltes Land wieder entstehen konnte. Österreicherinnen und Österreicher haben vertrauensvoll um die Freiheit gebetet.

Gerne erinnern wir uns an die Worte des damaligen Bundeskanzlers Dr. Figl zum Staatsvertrag: „Österreich ist frei! – Bis jetzt haben wir den schmerzhaften Rosenkranz gebetet, ab jetzt beten wir den glorreichen Rosenkranz“. „In der Liebe zu Österreich soll uns niemand über-treffen“, lautete vor 50 Jahren ein Motto der Katholischen Jugend. Es hat auch heute Gültigkeit.

Diese „Jubiläumsgedanken“ fielen mir zur heurigen Weihnachtsbotschaft ein: Aus leidvollen Jahren der Vergangenheit ein Jubel in eine Zukunft voller Hoffnung.

Das Weihnachtsfest bedeutet für uns Christen auch ein Jubelfest, obwohl dieses Fest undenkbar ist ohne Leidensgeschichte und Auferstehung. Ich denke da an die Ängste und Trauer im Angesicht vor unzähligen Kriegsschauplätzen, Terror, Hungerkatastrophen, des Todes unzähliger Kinder, die Flüchtlingsproblematik, aber auch an die unzähligen Spannungen in unseren Familien oder die Fernbeziehungen vieler Soldatenfamilien.

Dennoch: Wir stehen vor der Krippe!
Das heißt vor allem: in diesem Kind ist Gott Mensch, einer von uns geworden, nicht nur um den Kreuzweg bis zum Tod durchzuhalten, sondern zu überwinden.

Wir stehen vor der Krippe:
Das heißt, trotz vieler Hoffnungslosigkeiten tragen wir Christen in uns eine unzerstörbare Hoffnung.

„Wir stehen vor der Krippe“, dieses Wort ist keine Ausrede oder ein sentimentales Wort, denn die Wahrheit ist: dieses Kind hofft auch für uns, wenn unsere Hoffnung zu erlöschen droht und wir meinen uns retten zu können durch die Flucht in den Alltag mit seinem Betrieb, in dem man nicht glauben, hoffen und lieben muss und so die drohende Verzweiflung nicht spürt.

Das Kind ist aber angekommen. Und so wie wir nicht gefragt wurden, ob wir sein wollen, so sind wir auch nicht gefragt worden, ob wir erlöst oder befreit werden wollen. Wir sind es! Durch dieses Kind! Gottes Zuwendung zu uns Menschen (Gnade) wird uns sicher hinführen, dieses Erlöstsein anzunehmen. „Christus, der Retter ist da“, so singen wir zur Heiligen Nacht.
Gott ist treu, wahrhaftige Liebe!
Weihnachten ist in der Nacht unseres Lebens geschehen. Es ist die Heilige Nacht!

Diese hoffnungschenkende, aufrichtende Botschaft möge Eure Herzen erfüllen und jubeln lassen, denn so lautete das Motto des Mitteleuropäischen Katholikentags: Christus - Hoffnung Europas!

Diese Hoffnung wünsche ich zum Weihnachtsfest uns allen, die wir „Diener des Friedens“ sind, verbunden mit einem herzlichen Vergelt’s Gott für Euren treuen und auf-opfernden Dienst im In- und Ausland.

Ein gnadenvolles Weihnachtsfest und ein zufriedenes, gesundes, friedvolles Jahr 2005, auch Euren Familien, entbietet

WIEN, im Advent 2004

Mag. Christian WERNER
Militärbischof von ÖSTERREICH