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Liebe Soldatinnen und Soldaten!
Liebe Angehörige des österreichischen Bundesheeres!
 
Der Priester zeichnet uns das Aschenkreuz auf die Stirn - bedenke, Mensch, dass du Staub bist - Aschermittwoch. Verzicht, Umkehr und Buße, das sind die Worte, die die, mit dem Aschmittwoch beginnende, vierzig-tägige, vorösterliche Fastenzeit begleiten. Worte, die ihrem tiefstem Ursprung nach, das sehnsüchtige Hoffen der Menschen nach Heil und Erlösung ausdrücken. Worte, die uns daran erinnern, alles Belastende, alles Unnötige auszusieben und Klarheit über die wesentlichen Dinge unseres Lebens zu gewinnen. Keine “Konsum-Schelte” will ich betreiben, wenn ich mich an Euch wende, um in einigen Zeilen, meine Bitte an Euch zu formulieren, die Fastenzeit als Periode der Erkenntnis, der Reinigung und damit der Vertiefung des Glaubens zu nutzen.
 
Verzicht ist ein nicht unbedingt sehr geschätzter Begriff, zumal in einer Zeit, in der uns die Notwendigkeit des Besitzens so vieler Utensilien vorgegaukelt wird, dass die Unterscheidung von wesentlich und unwesentlich, jenen, die sich das einigermaßen leisten können, bereits durch eigene Spezialisten abgenommen werden muss. Freilich hat sich dadurch bei jenen Vielen, die nach wie vor jede Anschaffung, und sei sie auch noch so geringfügig, dreimal überlegen müssen, beileibe nichts geändert. Nun gönnen wir selbstverständlich jedem Menschen seinen schwer erarbeiteten Wohlstand, doch soll gerade die geprägte Zeit vor dem Osterfeste auch dazu angetan sein, die Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Bei allem Bemühen, das wir an den Tag legen, es wird uns Menschen schwer gelingen, die Not abzuschaffen, doch muss es Ziel und Anliegen jeder Gesellschaft, vor allem aber jeder christlich geprägten Sozietät sein, Not zu erkennen, zu lindern und nach bester Möglichkeit zu bekämpfen. Ich will keinen unrealistischen Wunschvorstellungen, keinen utopischen Gedankengebäuden das Wort reden, aber ich will das Ideal einer christlich durchwirkten Gesellschaftsstruktur hochhalten und dem ewigen Auftrag der Bergpredigt nacheifernd, mich dafür einsetzen, dass wir Christen die Nächstenliebe verwirklichen, so wie unser Herr es uns aufgetragen hat. Ihn, den Herrn, im Nächsten zu erkennen, scheint mir ein Gebot der Stunde zu sein. Was rührt uns denn noch an? Der Bettler auf der Straße, der Behinderte, der uns seine Hand entgegenstreckt oder der Alte, der sich nach einem freundlichen Wort sehnt?
 
Wie leicht doch viele dieser Begegnungen zu wahrhaft schönen Erlebnissen werden können, indem ich ein paar Minuten Zeit, eine freundliche Geste oder gegebenenfalls ein paar Münzen investiere. Ja, investiere, eben anlege, denn kein Opfer bringe ich dar und es ist kein “Einbahngeschäft”, wenn ich mein Herz für die Bedürfnisse der Mitmenschen öffne. Es sind oftmals nicht die materiellen Leistungen, die erforderlich sind, um Augen zum Strahlen zu bringen und Lippen ein Lächeln abzuringen. Ich denke manchmal darüber nach, wie ich mit einer Geldspende wohl richtig helfen könne und vermutlich stehen viele Menschen das eine oder andere Mal vor dieser Frage; und die österreichischen Mitbürger sind bekannt für ihre Großzügigkeit bei Spendenaufrufen, was man ihnen nicht hoch genug anrechnen kann. Doch ist es für mich immer mehr zur brennenden Frage geworden, wie ich tagtäglich mit den Menschen umgehe, denen ich von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehe, denen ich begegne, vielleicht ohne sie so recht zu bemerken? Wo also ist mein Gedanke? Vielleicht bei allzu wichtigen Problemen, doch ist es das, was Christus von mir will? Ich meine, dass mich nichts von meiner Schuldigkeit dem Nächsten gegenüber befreien kann, auch keine noch so gut gemeinte Spende kann mich loskaufen, von der Verpflichtung durch das Gebot der Nächstenliebe und ihre Umsetzung in meinem konkreten Leben. Diese Überlegungen führen auch schon zum zweiten Begriff, der Umkehr.
 
Das Evangelium des Aschermittwoch lädt uns ein, Nachschau zu halten, ob wir uns tatsächlich noch auf dem Weg befinden, der uns zum Heil, der uns zu Christus führt. Keine Autobahn, keine breite, nicht zu verfehlende Prachtstraße ist es, so würde ich meinen, sondern ein stark verästeltes Netz an verschlungenen Pfaden, vermutlich oftmals auch durch wüstes Gelände, aber auch mit den entsprechenden Sackgassen versehen - so denke ich mir den Lebensweg. Freilich gibt es einen Plan, freilich gibt es auch die notwendigen Wegweiser und so mancher kluge Rat gäbe uns Auskunft über die richtige Richtung, wenn es doch bloß nicht so schwer wäre, die wahren Zeichen auch zu erkennen und ihnen zu folgen. Es liegt an mir. Ich muss lernen, die Augen offen zu halten, ich muss Vertrauen zu meinem Gewissen finden und ich muss Seine Stimme hören. Manchmal habe ich den Eindruck, wir verlernen immer mehr zu sehen und zu hören. So wie bereits die große Bekennerin zu bedenken gab, warum denn wohl der Mensch zwar mit zwei Augen und zwei Ohren aber nur mit einem Mund ausgestattet worden sei. In diesem Bereich Umkehr zu üben, könnte ein wertvoller Beitrag zu einem, von gegenseitigem Verständnis, aber vor allem vom Sehen der Zeichen und Hören und der Stimme Gottes geprägten, christlichen Leben werden. Umkehr aber, und das ist keine leichte Übung, bedeutet nicht vordergründiges Theater, sondern radikale Änderung unseres Lebens, denn das ist es, was der Herr von uns verlangt, wenn er uns aufträgt, lachend zu fasten und mit Freuden zu teilen. Seine Vorgaben sind so klar, so einfach, doch die Umsetzung im täglichen Leben ist der wahre Prüfstein. Unser Gott, den wir den Vater nennen dürfen, will uns aber nicht verzweifeln sehen, an Idealen, die für uns Menschen oftmals unerreichbar scheinen, nein, er will unser ganzes Bemühen, unseren ganzen Einsatz, so wie wir uns, in unserem Versagen und unserem Scheitern in seiner Liebe geborgen wissen dürfen.
 
Meine lieben Freunde, ein letztes sei noch überlegt: Die Buße. In einem Text des ersten, des so genannten alten Testaments sagt uns der Prophet, dass Gott nicht unsere Opfergaben braucht, nicht Schlachtopfer und nicht Brandopfer, sondern ein zerknirschtes Herz. Wie gehen wir mit dieser, für die damalige Zeit reichlich ungewöhnlichen Forderung um? Es liegt Gott ja nichts an unserer Traurigkeit oder unserem Leid, im Gegenteil, fröhlich und unbeschwert, so wie viele Heilige es uns vorgelebt haben, liebt der Herr seine Geschöpfe. Doch was macht wahre Fröhlichkeit, was macht wahre Unbeschwertheit aus? Die heilige katholische Kirche hat im Sakrament der Buße und Vergebung Anteil an der göttlichen Vollmacht der Vergebung der Sünden, dem befreienden Angebot an alle Menschen, die reuigen Herzens ihre Schuld einbekennen und sich auf den rechten Weg zurückbegeben wollen. Was kann größer sein, als die Liebe des verzeihenden Vaters, der dem Kind sein Fehlverhalten aufzeigt, es in die Arme schließt und ihm von neuem das Vertrauen schenkt, in dem wir alle aufgehoben sind. So wird gerade im Bußsakrament, das uns neue Orientierung und neue Ausrichtung geben soll, das Aufleuchten des Ostermorgens besonders deutlich zu spüren, jener Ostermorgen in den wir durch die Hingabe des Gottessohnes, Jesus Christus, als neue Menschen mit hinein genommen sind auf ewig und auf den wir uns mit dieser vorösterlichen Fastenzeit vorbereiten wollen.
 
Ich wünsche Euch und allen Euren Lieben, eine fruchtbringende Fastenzeit und die Gewissheit der aufstrahlenden Ostersonne, der Liebe unseres dreieinigen Gottes.

Der Militärgeneralvikar
Msgr. Dr. Franz Fahrner