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Der Fliegerhorst 1938 - 1945
 
Schon bald nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 begann die deutsche Luftwaffe mit dem Bau des Fliegerhorstes Tulln. Die Bezeichnung Fliegerhorst Langenlebarn fand übrigens erst ab 1955 Verwendung. Im Jahr 1940 wurde der militärische Flugbetrieb aufgenommen. Am Fliegerhorst stationiert waren die Flugzeugführerschule A/B 112, von 1941 bis zum Kriegsende die Luftkriegsschule 7.
 
Es gibt aus dieser Zeit keine Hinweise auf eigene Räume, die als Stätte liturgischer Tätigkeiten dienten. Am 7. April 1945 wurde der Fliegerhorst teilweise zerstört und von sowjetischen Truppen besetzt.
 
Die "Base-Chapel"  1945 - 1955

Am 31. Juli 1945 übergaben die Sowjets den Fliegerhorst an die US-Besatzungsmacht. Diese nützte die  "Tulln Air-Base" als Flugplatz für US-Truppen der Wiener Garnison.
 
Noch im Herbst 1945 richteten die US-Soldaten in einem Dachbodenraum des Wirtschaftsobjektes (Obj. 26) die "Base Chapel" ein. Als Zugang diente der Stiegenaufgang im Vorraum des heutigen Unteroffiziers-Speisesaals. In der mit Altar und Kirchenbänken ausgestatteten "Base Chapel" wurden Gottesdienste und auch Hochzeiten gefeiert.
 
Die Bowlingbahn 1951 - 1955
 
Am Morgen des 7. April 1945 sprengten Nachhuten der SS Teile des bereits geräumten Fliegerhorstes. Dieser und die Ortschaft LANGENLEBARN wurden nur wenige Stunden später von sowjetischen, aus dem Raum Königstetten angreifenden Truppen eingenommen.
 
Noch am Nachmittag desselben Tages griffen deutsche Jagdbomber das Fliegerhorstgelände an. Von Brandbomben getroffen, wurde das südliche Mannschaftsobjekt 24 mit den Blöcken N bis W Opfer der Flammen. Die Mauern der Brandruine - mit Ausnahme jener des V-Blocks, der vollkommen zerstört wurde - blieben mahnendes Zeugnis des Angriffs.
 
Der N-Block hatte ursprünglich dieselben Maße wie der M-Block des Objekts 16 (Fliegerabwehrschule), reichte also bis zum Wirtschaftsobjekt.
 
Im Jahr 1951 erfuhren der Südteil des O-Blocks und der heute noch bestehende Teil des N-Blocks (Parterre) eine Sanierung. Die Amerikaner errichteten als weitere bauliche Maßnahme den "New Terrasse Service-Club". Der größere Teil des N-Blocks wurde abgerissen, stattdessen ein Gebäude errichtet, in dem eine Bowlingbahn und im Anschluss daran - unter Verwendung des Kellerfundaments des N-Blocks - ein Schwimmbad beheimatet wurden.
 
Von der Bowlingbahn zur Fliegerhorstkirche 1955 - 1964
 
Die Zeit zwischen dem Abschluss des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 und der Übergabe des Fliegerhorstes an das österreichische Bundesheer am 30. September 1955 nützten die Amerikaner zum Abtransport von zahlreichem Gerät - darunter die Einrichtungen der “Base Chapel” und der Bowling-Bahn.
 
Mit dem ersten Einrückungstermin am 15. Oktober 1956 einher ging die Notwendigkeit der Abhaltung von "Lebenskunde-Unterrichten" durch die Militärgeistlichen. Dieser "LKU" gelangte meist einheitsweise im Speisesaal Süd des Wirtschaftsobjektes zur Durchführung. Aber immer öfter wurde der Wunsch laut, einen Raum zur Abhaltung von Gottesdiensten, für den lebenskundlichen Unterricht oder andere kulturelle Veranstaltungen zu schaffen. Nach Einbringung zahlreicher Vorschläge und Erwägungen fiel die Wahl des damaligen Befehlshabers der Luftstreitkräfte, GM LUBE, auf das funktionslos gewordene Gebäude der ehemaligen Kegelbahn.
 
Am 18. September 1962 fand am Fliegerhorst eine Besichtigung durch GM LUBE statt. Hauptaugenmerk war die Umsetzung verschiedener Bauvorhaben wie der Wiederaufbau der Fliegerwerft (Obj. 41), die Dachstuhlaufsetzung auf die Ruine des Obj. 24 und der Ausbau des Gottesdienstraumes im Anschluss an den N-Block des Obj. 24. Das Protokoll der Begehung behandelt den Bau des Gottesdienstraumes unter Punkt 1. Der “Spatenstich” sollte angrenzend an den ehemaligen Auswerteraum des Arbeitsstabes FliegerTel im Gebäude der Kegelbahn erfolgen.
 
Der Auswerteraum der FlTel - ein Vorraum der Kegelbahn - ist heute jener des Kommandos Luftaufklärung (N-Block, Zi. 101), also die Keimzelle der Luftraumüberwachung des österreichischen Bundesheeres. Es existiert noch ein Foto des FlTel-Auswerteraumes, der von der Kegelbahn nur durch einen Vorhang getrennt war. Darüber hinaus ist die Beschriftung “obeye foul line, do not loft the ball” zu erkennen.
 
Der Absatz 2 des Begehungs-Protokolls beinhaltet die notwendigen Maßnahmen zum Bau eines Kirchenraumes - etwa die Verlegung des Eingangs auf die Nordseite oder das Anbringen zusätzlicher Fenster.
Die ursprüngliche Planung, eine Aufstockung des Gebäudes vorzunehmen, wurde nie in die Tat umgesetzt, wäre allerdings auch kaum zweckmäßig gewesen. Ebenso in der Schublade blieb das Konzept, einen kleinen Kirchenturm an der Giebelseite beim Schwimmbad zu errichten. Die meisten der vorgesehenen Arbeiten wurden von Truppenkräften durchgeführt.
1962 wurden erste Geldquellen zur tatsächlichen Umsetzung des Bauvorhabens erschlossen. Das Militärvikariat ließ dem Projekt eine Unterstützung in der Höhe von 115.000 Schilling angedeihen, ein Jahr später stellte die österreichische Bischofskonferenz weitere 100.000 Schilling zur Verfügung.
 
Planung und Bauaufsicht lagen in den Händen des Fliegerhorst-Kommandos (Kdt Mjr Leopold Fellerer) und von MilObKur Josef GAUPMANN, Militärpfarrer beim Fliegerführungskommando. Besondere Verdienste erwarb sich OStv Franz Czap in seiner Funktion als Kommandant des Arbeitszuges. Mit Unterstützung von etwa 30 Soldaten wurden in unermüdlicher, weit über die Dienstzeit hinausgehender Arbeit Pläne und Wünsche realisiert - bis die ehemalige Kegelbahn zum geistigen Nabel mehrerer Garnisonen avancierte. Bis zur endgültigen Entstehung des Militärpfarrzentrums der Militärpfarre 3, die sich aus den Garnisonen Langenlebarn, Baden, Groß-Enzersdorf, Hainburg, Klosterneuburg und Leobendorf zusammen setzt, war es freilich ein langer, mit einigen Rückschlägen gepflasterter Weg. Am 17. April wütete in der BGV-Tischlerei (Objekt 49, Motorpool) ein Großbrand. Unter anderen verbrannten auch bereits fertiggestellte Türen der Kirche.Die Fliegerwerft sprang in die Bresche, fertigte die Türen mit Unterstützung von Zivilarbeitern wieder an - darüber hinaus  auch Kirchenbänke, den Altartisch, den Kreuzweg und das Außenkreuz.
 
Trotz weitestgehender Eigenleistungen - als Fremdarbeiten wurden lediglich das Eindecken des Daches und die Bodenverfliesung vergeben - gingen die finanziellen Mittel rasch zur Neige. Die Pfarre St. Martin am Ybbsfelde griff unterstützend unter die Arme, erklärte sich nämlich bereit, eine Barspende von 10.000 Schilling sowie ein Darlehen von 30.000 Schilling zur Verfügung zu stellen. Der Vollendung des Werks stand nichts mehr im Weg!
 
Das Altarbild
 
Mit 200 Sitz- und 150 Stehplätzen wird der Kirchenraum sämtlichen Anforderungen gerecht. Das Schmuckstück der Kirche ist das St. Michaels-Relief von Frau Golja-Machreich. Es befindet sich über dem Altar, zeigt den Erzengel Michael, der siegreich und triumphierend über dem Drachen Luzifer thront.
 
Die Weihe der Fliegerhorstkirche
 
Am 6. Oktober 1964 erfolgte in Anwesenheit des Bundesministers für Landesverteidigung, Dr. Georg Prader, durch Militärprovikar Prälat Johannes Innerhofer die feierliche Einweihung der dem Erzengel Michael gewidmeten Soldatenkirche.
 
Vor der Kirche - dort war der Weihaltar errichtet worden - nahmen Soldaten des Fliegerhorstes, eine Ehrenkompanie der Fliegertruppe und die Militärmusik des Militärkommandos Niederösterreich Aufstellung. Zahlreiche Ehrengäste gaben sich ein Stelldichein. Die illustre Runde komplettierten Landeshauptmann Ing. Dr. Figl, der Befehlshaber der Luftstreitkräfte, GM Lube, hochrangige Offiziere und Beamte des BMLV, Bezirkshauptleute, Bürgermeister, Gemeindefunktionäre, Militärpriester und Offiziere der Luftstreitkräfte. Begleitet vom Kommandanten des Fliegerführungskommandos, ObstdG Mader, schritt Verteidigungsminister Prader die Front der Ehrenkompanie ab.

Für die kirchliche Weihe zeichnete Provikar Prälat Innerhofer, assistiert von MilObKurat Gruber, verantwortlich. In seiner Ansprache würdigte der Provikar die Initiative der Soldaten und deren spontanen Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Er sprach ausführlich über das Wesen eines echten Gebetes, über die augenscheinliche Parallele des Gottesdienstes mit dem Dienst als Soldat und dankte namentlich allen, die zum guten Gelingen dieses Werks beigetragen hatten. Nach der Weihe zelebrierte Provikar Innerhofer im dicht gefüllten Kirchensaal unter großer Assistenz die Deutsche Messe von Franz Schubert. Nach der finalen Ansprache von Bundesminister Dr. Prader beendete die Bundeshymne den eindrucksvollen Festakt.
 
Das St.-Barbara-Relief
 
Ein Höhepunkt in der noch jungen Geschichte der Fliegerhorstkirche war die Weihe des St.-Barbara-Reliefs an der Rückwand des Kirchenraumes am 12. März 1966 durch Dr. Franz Zak, den Diözesanbischof von St. Pölten.
Das St.-Barbara-Relief - ebenfalls von Frau Golja-Machreich - zeigt den Opfertod der Heiligen Barbara durch das Schwert. Ursprünglich als Feldmesse am Platz vor der Kirche geplant gewesen, mussten die Feierlichkeiten ob der widrigen Witterungsbedingungen ins Gotteshaus verlegt werden. Der Befehlshaber der Luftstreitkräfte, GM Lube, Diözesanbischof Dr. Zak, Landeshauptmann-Stellvertreter Hirsch, Bezirkshauptmann HR Dr. Wiesinger und ObstdG Mader schritten die Front der vor der Kirche angetretenen Militärmusik des Gardebataillons und der Ehrenkompanie der Einjährigfreiwilligenbatterie der Fla-Waffen-Truppenschule ab.
 
Bischof Zak zelebrierte die Festmesse zu Ehren der Hl. Barbara. In seiner Ansprache zitierte er das Paulus-Wort - der Getaufte sei “miles Christi”, ein Soldat Christi - und zeigte die Vorbildwirkung von St. Barbara als Patronin der Fliegerabwehr auf.
 
25 Jahre Fliegerhorstkirche

Am 24. September 1989 war es soweit, feierte die Fliegerhorstkirche ihr 25-jähriges Bestandsjubiläum. Der Höhepunkt des von Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky geleiteten Gottesdienstes war die Segnung des neuen Kreuzweges. Dieser war von Vzlt Norbert Brenner geschaffen worden.
 
Bei der anschließenden Agape im Speisesaal Süd ließ MilDekan Msgr. Josef Gaupmann die Geschichte der Horstkirche Revue passieren.
 
Der Glockenturm
 
Der Bau eines Glockenturms - bereits 1963 geplant, aber wegen des finanziellen Engpasses nie verwirklicht worden - wurde im Jahr 1994 in die Tat umgesetzt. Nicht zuletzt ein Verdienst des zu diesem Zeitpunkt leider bereits verstorbenen Militärbischofs Dr. Alfred Kostelecky, der sich unermüdlich um die Realisierung dieses Vorhabens bemüht hatte.
 
Nach Vorliegen konkreter Pläne wurden für 1993 erste Besprechungen anberaumt, die tatsächlichen Bauarbeiten am 20. April mit der Fundament-Legung durch Arbeitskräfte der Pioniertruppenschule eingeläutet.
 
Der Turm, nach Plänen des Leiters der Bundesbaudirektion Wien, Gebäudeverwaltung Langenlebarn, Ing. Arpad Keri in Fertigbeton-Bauweise von der Fa. Buhl (Gars/Kamp) hergestellt, fügt sich gut ins Landschaftsbild ein. In Verbindung mit dem Turmbau wurde der Altarraum der Kirche einer Renovierung zugeführt. Der Neugestaltung einher ging die Herstellung eines zusätzlichen Einganges in einen neu geschaffenen Besinnungsraum. Die Kosten wurden von  Bundesbudgetmitteln getragen.
 
Im Beisein von MilDekan Hauser an der Spitze einer Abordnung der Militärpfarre wurden in Innsbruck zwei Glocken gegossen. In einer Glocken-Bausteinaktion, welche der Pfarrgemeinderat der Militärpfarre 3 gestartet hatte, waren die erforderlichen 180.000 Schilling zusammen getragen worden.
 
Am 16. September 1994 wurde der neu errichtete Glockenturm der Fliegerhorstkirche im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienstes von Mag. Christian Werner hochoffiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Patenschaft für die Michaels-Glocke übernahm der Kommandant der Fliegerdivision, Divr Othmar Pabisch, jene der Barbara-Glocke der Kommandant der Fliegerabwehrschule, Obst Josef Randolf.
 
Die Anwesenheit vieler Geistlicher aus dem Bereich der Militärseelsorge, aus dem Dekanat Tulln und dem Orden der Salesianer sowie die musikalische Gestaltung durch die Militärmusik des Militärkommandos Niederösterreich verlieh der Turm- und Glockenweihe einen besonders feierlichen Rahmen.
 
Die Fliegerhorstkirche ist ein Werk einer Gruppe von Idealisten, stellt in ihrer Schlichtheit ein gelungenes Ganzes dar.  Sie bildet ein kirchliches Zentrum der Militärpfarre 3 - und  gibt dem 40-jährigen Bestandsjubiläum im Jahr 2004 einen würdigen Rahmen.

 
Die Militärpfarrer der Militärpfarre 3
 
Militärsuperior
Josef Gaupmann
von 1. Jänner 1961
bis 31. Dezember 1969

Militärdekan
Msgr. Rudolf Schütz
von 1. Jänner 1970
bis 30. September
 
Militärdekan
Mag. Franz Hauser
von 1. Oktober 1985
bis 30. September 2002

Militärdekan
Mag. Leszek Ryzka
von 1. Oktober 2002
bis dato
 
 
Die Pfarradjunkten der Militärpfarre 3
 
Zgf Walter Enzmann, vom 1. Oktober bis 15. November 1966
OWm Thomas Enzmann, vom 15. November 1966 bis 11. Dezember 1974
VB Leopold Pichler +, vom 11. Februar 1974 bis 31. Oktober 1984
Vzlt Josef Hofleitner, vom 1. November 1984 bis 31. August 2000
Vzlt Ernst Böck, vom 1. September 2000 bis dato.