Sammlungen von 200 österreichischen Ordensbibliotheken stellen wichtigen Teil der Kulturgeschichte dar. Das älteste Buch Österreichs befindet sich in einer Abtei in Kärnten
Der Bücherschatz der österreichischen Ordensbibliotheken
Österreichs Orden machen im Vorfeld des Welttags des Buches am Sonntag (23. April) auf den "Bücherschatz" der österreichischen Ordensbibliotheken aufmerksam. In Summe wird der Bestand aller in den rund 200 österreichischen Ordensbibliotheken aufbewahrten Bücher auf mehr als 4,5 Millionen Bände geschätzt, teilten die Ordensgemeinschaften am Mittwoch mit. Manche Ordenshäuser verfügten über Bibliotheken mit über 100.000 Bänden. Die Sammlungen stellten somit einen wichtigen Teil der österreichischen Kulturgeschichte dar.
Auch das älteste Buch Österreichs befindet sich in Ordensobhut. Dabei handelt es sich um den frühmittelalterlichen Ambrosiuscodex aus dem 5. Jahrhundert, der in der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal in Kärnten aufbewahrt wird. Er gilt als das erste illuminierte Manuskript Europas und ist zugleich das älteste gebundene Buch. Neben diesem Kulturschatz beherbergen die Ordensbibliotheken auch zahlreiche weitere Werke von historischer Bedeutung. Darunter sind etwa das erste Druckerzeugnis Johannes Gutenbergs und Texte großer Poeten wie Goethe, Schiller oder Heinrich Heine.
„Der Tag des Buches ist ein willkommener Anlass, um eine der zahlreichen österreichischen Ordensbibliotheken zu entdecken und vor Ort in die Buchkultur der Orden einzutauchen”, sagte Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz. Ordensbibliotheken seien sichtbarer Ausdruck der Wissenskultur einer Ordensgemeinschaft und der Verbindung von Wissenschaft und Glaube, so Mayer.
Herausforderungen für Ordenshäuser
Pflege und Bewahrung der Kulturgüter stellen viele Ordensgemeinschaften dabei vor zunehmende Herausforderungen. Gründe dafür sind laut Mayer ein hoher Anteil alter Bücher in vielen Bibliotheken, aber auch zunehmender Schädlingsbefall aufgrund des Klimawandels und der Rückgang an Ordensmitgliedern im Allgemeinen. Trotzdem verfügten viele Ordensbibliotheken über ein innovatives Bibliotheksmanagement, etwa in den Bereichen des Schädlingsmonitorings, der Restaurierung oder der elektronischen Erfassung des Bestands.
Während in der Vergangenheit sich oft die Ordensleute um die Betreuung "ihrer" Bibliothek gekümmert haben, sei man heute auf Fachpersonal angewiesen, so die Expertin. Der Wandel in Kirche und Orden mache zudem die Vernetzung der Ordensbibliotheken untereinander immer wichtiger. Aufgrund der Zusammenlegung und Abwanderung von Ordensprovinzen sei auch die Auflassung von Bibliotheken manchmal unumgänglich. Dann würde versucht, den Bestand in andere Ordensbibliotheken einzugliedern. Ist auch das nicht möglich, werden die Kulturgüter einer nicht kirchlichen Institution wie einer Universitäts-, Landes- oder kommunalen Bibliothek übergeben.
Quelle: kathpress.at