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Zu Beginn der sechswöchigen Fastenzeit hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, die Chancen des Schweigens und der Stille zu nutzen. "Dies ist die Zeit, den Fernseher abzuschalten und die Bibel zu öffnen, das Handy beiseite zu legen und sich mit dem Evangelium zu verbinden", sagte er am Mittwoch bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.
Angesichts massiver verbaler Gewalt, beleidigender und schädlicher Worte, die im Internet noch verstärkt würden, biete die Zeit vor Ostern eine Chance für "eine Ökologie des Herzens". Der Papst rief dazu auf, "auf unnütze Worte, Klatsch, Geschwätz und Gerüchte zu verzichten, um Gott das 'Du' anzubieten". Dann gebe es auch die Chance, Gottes leise Stimme zu vernehmen.
Die an diesem Aschermittwoch beginnende Fastenzeit sei eine Zeit der Wüste, von der auch biblische Lesungen berichteten. Wüsten aber seien nicht nur Orte der Stille, sondern auch des Wesentlichen. "Schauen wir auf unser Leben", so der Papst weiter. "Wie viele unnütze Dinge umgeben uns!" Fasten bedeute daher auch, auf Eitles und Überflüssiges zu verzichten, um zum Wesentlichen zu gelangen, "und die Schönheit eines einfacheren Lebens zu suchen".
Querida Amazonen – Geliebtes Amazonen – unter diesen Titel hat Papst Franziskus sein Abschlussschreiben zur Amazoniensynode gestellt, die im Herbst des vergangenen Jahres in Rom stattgefunden und für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Schon der Titel – Geliebtes Amazonen – macht deutlich, wie sehr dem Papst diese Region, die Menschen, die Natur und die Kirche in diesem Teil der Welt am Herzen liegen. Wenn man dann den Text liest, die Sprache und Poesie auf sich wirken lässt, dann wird einem auch bewusst, an wen das Schreiben in erster Linie adressiert ist: nämlich an die Bewohnerinnen und Bewohner dieses „geliebten Amazoniens“.
Die ehrliche Anteilnahme, das Mitfühlen ist für die Menschen in dieser Region von essentieller Bedeutung und mindestens genauso wichtig wie die konkrete Tat. Wie bedeutend die emotionale Komponente ist, konnte ich selbst bei einem Besuch in Brasilien im vergangenen Herbst erleben. Es ist oft schwierig, das dort allgegenwärtige Leid und die Ungerechtigkeit auszuhalten, ohne dabei in ein Gefühl tiefer Hilflosigkeit zu verfallen. Die aufrichtige Anteilnahme ist aber etwas, das die Menschen dort zutiefst wertschätzen und etwas, das ihnen tatsächlich auch Mut gibt. Als Südamerikaner weiß Papst Franziskus das, und in diesem Wissen schreibt er auch seine Exhortation, die mehr ein Mitfühlen und Teilnehmen als eine „Ermahnung“ im eigentlichen Sinne ist.
In seiner Fastenbotschaft für 2020 betont Papst Franziskus „die Dringlichkeit der Umkehr“ und spricht dabei insbesondere Gottes Barmherzigkeit an: „Lassen wir daher diese Zeit der Gnade nicht vergeblich verstreichen, in der Einbildung, wir könnten selbst die Zeiten und die Wege unserer Umkehr zu ihm bestimmen.“ Des Weiteren appelliert der Papst: „Diese neue Gelegenheit sollte in uns ein Gefühl der Dankbarkeit wecken und uns aus unserer Trägheit aufrütteln.“ Franziskus kritisiert auch das „ungezügelte Profitstreben“: „Das Teilen aufgrund der Nächstenliebe macht den Menschen menschlicher; das Anhäufen droht ihn hässlich zu machen, weil es ihn in seinen Egoismus einschließt.“
So verstehe ich die Worte des Papstes auch als Aufruf an uns alle: Wir alle konsumieren Dinge und haben Angewohnheiten, von denen wir wissen, dass sie im Endeffekt allzu oft nur auf Basis von Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt möglich sind. Die Fragen nach dem Verzicht sind uns, gerade in der Fastenzeit, seit Jahrhunderten vertraut und halten uns an, kreativ auf unser eigenes Leben zu schauen. Sie bekommen aber – eben auf Grund der aktuellen Dramatik und unserer Sorge um Gottes Schöpfung, der auch Papst Franziskus aus ganzem Herzen Ausdruck verleiht - eine höchst aktuelle Dimension.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete und fruchtbringende Fastenzeit!
+ Werner Freistetter
Militärbischof für Österreich
Hier finden Sie die Fastenbotschaft von Militärbischof Werner Freistetter zum Download!
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